Weinbauer mit Herz und Leidenschaft

Michael Juros erfüllte sich seinen Lebenstraum

„Man muss es mit Herz und Leidenschaft machen, sonst hat es keinen Zweck.“ Michael Juros lebt seine Leidenschaft, und diese gilt dem Wein. Seit 1993 ist der Bautzener dem Rebensaft verbunden. Damals begann er, als Handelsvertreter für verschiedene Weinhäuser zu arbeiten, unter anderem für Bernard Massard aus Trier und für das Weingut Schnitzius-Müllers aus Kröv. „Das waren und sind Häuser, die nur erstklassige Weine anbieten. So kam ich auch selbst auf den Weingeschmack“, erinnert sich Michael Juros.

1995 kelterte er seinen ersten eigenen Wein: „Am Haus meiner Schwiegereltern gab es einen alten Weinstock. Da hing so viel dran, dass ich mir sagte: Versuch es doch einfach mal.“ Das Ergebnis dieses ersten winzerischen Versuchs konnte sich durchaus sehen, oder besser schmecken lassen. Zumindest machte es Appetit auf mehr. So tauchte Michael Juros immer tiefer in die Welt des Weines ein – durch Wissen, das er aus Büchern und während einer Ausbildung zum Restaurantfachmann erwarb, vor allem jedoch durch die praktische Beschäftigung. „In Bautzen gibt es mehrere alte Weinberge, an einen erinnert sogar noch ein Straßenname“, erklärt er. Bis zum heutigen Tag bewirtschaftet Michael Juros mehrere dieser jahrhundertealten Rebhänge, die sich im Tal der Spree befinden, und hält somit eine alte Tradition am Leben. Auch Führungen zu den sonst unzugänglichen Weinbergen bietet er an. 1997 machte er sich mit einer eigenen Weinhandlung selbstständig, die er bis 2006 an verschiedenen Standorten in Bautzen betrieb. „In dieser Zeit eignete ich mir die erforderliche Professionalität an, erkannte aber auch, dass man eine Weinhandlung in Ostsachsen kaum wirtschaftlich betreiben kann“, blickt Juros zurück.

In der Zwischenzeit hatte der Bautzener aber auch über den Tellerrand geblickt und intensive Kontakte in die österreichische Winzerhochburg Rust (Burgenland) geknüpft. „Ich hatte festgestellt, dass mir die Weinherstellung mehr Spaß macht als das bloße Verkaufen, und entschloss mich, als Weinbauer in Österreich zu arbeiten und zu leben“, beschreibt er die entscheidende Zäsur in seinem Leben.

Wohlmeinende Bekannte rieten allerdings von dem Vorhaben ab. „Sie meinten, ohne eine Million in der Hinterhand wäre der Versuch aussichtslos“, erinnert sich Michael Juros schmunzelnd. „Ich fing mit null an, mittlerweile bewirtschafte ich fünf Hektar, habe einen komplett ausgestatteten Keller und baue ungefähr ein dutzend Rebsorten an – darunter Weiß- und Grauburgunder, Chardonnay, Welschriesling, Blaufränkisch und Cabernet Savignon.“ Allerdings hat er hart dafür gearbeitet. Zunächst absolvierte der Bautzener eine Ausbildung an der Weinbauschule in Krems und arbeitete parallel dazu beim Weingut Knoll, einem der renommiertesten Betriebe in der Wachau. In Rust half er zunächst Freunden in der Gastronomie, arbeitete beim Weingut Feiler-Artinger und bewirtschaftete „nebenbei“ die ersten eigenen Weinberge. „Mit der Zeit wurde die Fläche immer größer, und seit zwei Jahren führe ich einen eigenen Wirtschaftsbetrieb in Rust. Damit habe ich mir meinen Lebenstraum erfüllt“, berichtet Michael Juros strahlend. 2011 produzierte sein Weingut 13.000 Liter – „maximal wären wohl 30.000 möglich, doch das werde ich wohl nie erreichen, da ich meine Weingärten biologisch und sehr extensiv nur von Hand bearbeite.“ Derzeit befindet sich ein zentraler Betriebssitz im Aufbau. Seit 2011 darf sich Michael Juros auch Weinbau- und Kellermeister nennen; er absolvierte nebenbei noch einen dreijährigen Kurs als mit Abstand ältester Teilnehmer und einziger Deutscher. „Daran sieht man, dass ich mit dem, was ich mache, im Burgenland schon ein bisschen Exot bin“, meint er schmunzelnd.

Doch auch seiner alten Heimat fühlt er sich verbunden. Der Bautzener Frühling und der Weihnachtsmarkt sind fest im Terminkalender vermerkt: „Unsere Weine finden hier reißenden Absatz, die Bautzener wissen einen in Handarbeit produzierten guten Wein zu schätzen.“ Der Dezember ist der einzige Monat im Jahr, in dem die Arbeit im Weinberg ruht. Nach Weihnachten bleibt dann „sogar“ Zeit für ein wenig Urlaub, bevor im Januar der Rebschnitt beginnt.

Seine Entscheidung, mit 40 Jahren quasi ein neues Leben zu beginnen, hat der heute 45-Jährige keine Sekunde lang bereut: „Es ist genau das, was ich machen wollte. Ich bin glücklich.“ Allerdings weiß er auch um die mit dem Winzerberuf verbundenen Härten: „Man verbringt viel Zeit im Weinberg, zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter.“ Ohne Herz und Leidenschaft – da spricht Michael Juros für alle seine Berufskollegen – schafft man das nicht, zumindest nicht auf Dauer.

(erschienen in „Mag Esperience“, März 2012)